Gerhard Jussenhoven

Veröffentlicht am 15. November 2013

JussenhovenJussenhoven wurde 1911 als Sohn eines Süßwarenherstellers im Kölner Vringsveedel geboren. Schon mit 14 begleitete er am Klavier die Kölner Musiklegende Willi Ostermann. Auf Wunsch seiner Eltern begann er nach dem Abitur mit dem Jurastudium und promovierte 1937 als Jurist (Titel seiner Arbeit: »Die Grenzen der Reklame im wirtschaftlichen Wettbewerb«). Bei der IHK arbeitete er als Anwalt für Wettbewerbsrecht, gleichzeitig studierte er aber auch Musikwissenschaft, Harmonielehre und Komposition an der Kölner Musikhochschule.

Als Jurist arbeitete er etwa zehn Jahre lang. In dieser Zeit komponierte er eines seiner erfolgreichsten Lieder, den Schunkelwalzer Kornblumenblau. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Jussenhoven freischaffender Komponist. So schrieb er zunächst Musik zu den ersten Karnevalsrevuen der Nachkriegszeit im Kölner Varietétheater »Tazzelwurm« mit Grete Fluss. In den folgenden sechs Jahrzehnten schrieb er mehr als 1.000 Musiktitel. In den 1950er und 1960er Jahren war er besonders erfolgreich. Seine Melodien, gesungen von Ilse Werner, Willy Millowitsch, Peter Alexander, Johannes Heesters oder dem Kölner Männer-Gesang-Verein, waren Millionen Menschen bekannt. Besonders erfolgreich war die Zusammenarbeit mit dem Kölner Heimatsänger Willy Schneider, der Jussenhovens Man müsste nochmal zwanzig sein interpretierte.

Zahlreiche Texte seiner kölnischen Volkslieder (Krätzjerleeder) stammten von Jupp Schlösser, ebenfalls einem »kölsche Jung«; viele dieser Lieder bereichern bis heute den Kölner Liedschatz, z.B. Die Hüsje bunt om Aldermaat. Die hochdeutschen Texte seiner Schlagerkompositionen stammten oftmals aus der Feder von Hans Bradtke, Charly Niessen oder Kurt Feltz.

Jussenhoven komponierte neben Schlagern auch Operetten und Musicals, so 1963 die Revue Eau de Cologne, 1979 die Kotzebue-Adaption Die deutschen Kleinstädter, 1989 Good luck, Bill, 1992 das Weihnachtsmärchen Befana und kurz vor seinem Tod das Dramolett Venus auf Rädern. Als Geschäftsmann gründete Jussenhoven seine eigene Verwertungsgesellschaft, die »Edition Capella«, die mittlerweile zum Hans-Gerig-Musikalienverlag gehört. Von 1950 an engagierte sich Jussenhoven 50 Jahre lang in wechselnden Funktionen bei der GEMA. Für sein Lebenswerk erhielt Jussenhoven im November 2002 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Zu seinem 95. Geburtstag am 29. Januar 2006 ehrte ihn der Westdeutsche Rundfunk mit einer Karnevalistischen Matinee in der Kölner Philharmonie, bei der Gäste wie Lotti Krekel, Ernst H. Hilbich, die Bläck Fööss und der Kölner Männer-Gesang-Verein gratulierten. Begleitet wurde das Konzert vom WDR Rundfunkorchester Köln unter der Leitung von Helmuth Froschauer. Jussenhoven war sein Leben lang mit seiner Heimatstadt und dem Kölner Karneval verbunden.

Gerhard Jussenhoven verstarb am 13. Juli 2006 in seiner Heimatstadt Köln. Die Stadt ehrte ihn am 22. Juli 2006 mit einem Pontifikal-Requiem im Hohen Dom zu Köln. Er wurde auf dem Friedhof Melaten beigesetzt.

 

Veröffentlichung:

Buch Stimmung und Jux für das ganze Jahr
Textbuch mit Stimmungsliedern von Willi Ostermann, Jupp Schmitz, Gerhard Jussenhoven, Günter Eilemann, Heinz Gietz, Heinz Korn u. v. m.
(EM 2434, Musikverlage Hans Gerig KG)

Buch 100 Jahre Gerhard Jussenhoven
Jubläumsausgabe mit 26 ausgewählten Liedern für Piano und Gesang
(EM 6174, Musikverlage Hans Gerig KG)

Buch Gerhard Jussenhoven – Ein Leben für die Musik
Klavierausgabe mit vollständigen Texten
(ISBN 978-3-87252-233-7, Musikverlage Hans Gerig KG)

 


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