Ludwig Sebus, einer der letzten Krätzchen-Sänger echt kölscher Prägung, wurde am 5. September 1925 in Köln geboren. Als 18jähriger noch in den schon entschiedenen Krieg geschickt und erst kurz vor Weihnachten 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft in seine Vaterstadt zurückgekehrt. Wenige Tage später feierte die junge Bundesrepublik ihr erstes Neujahrsfest. Das Jahr 1950 brachte die Feier der Gründung der Colonia Claudia Augusta Agrippinensis vor mehr als neunzehnhundert Jahren. „In diesen Jahren“, so Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer in seiner Grußbotschaft an seine Kölner, „hat die Erde ihr Antlitz völlig verändert, politisch, technisch und auch kulturell. In Europa gab es keinen Staat mehr, der damals schon bestand, als Köln gegründet wurde. Das Festjahr Kölns muss das Anfangsjahr einer neuen kraftvollen Epoche der Stadt werden.“
Die Botschaft kam an. Im Sommer gedachte man der vor 1900 Jahren erfolgten Verleihung römischer Stadtrechte mit einem glanzvollen Festakt im provisorisch hergerichteten Kölner Gürzenich und durch eine umfassende stadtgeschichtliche Ausstellung im Staatenhaus der Messe. Über 500 Mitwirkende verzeichnete das Altermarkt Festspiel Mer sin noch do, in dem in farbenfrohen und einprägsamen Bildern die Geschichte der Stadt unter freiem Himmel dargestellt wurde. Auf der auf Trümmern errichteten und von Ruinen umgebenen wackligen Tribüne befand sich auch Kriegsheimkehrer Ludwig Sebus, der wenig später einem von Spielleiter Gustav Goebels verfassten Aufruf folgte, nach entsprechendem „Test“ auch in eine Gemeinschaft aufgenommen wurde, die sich im heute der VHS angeschlossenen Altermarktspielkreis auf Dauer zusammen fand.
Franz Goebels, geachteter und gefürchteter Lehrmeister einer gepflegten kölschen Aussprache (Zitat Sebus: „Wann dä fädig me’m korrigiere wor, dann woß mer nit mieh, wat der gesaht hat un keiner woß mih, wat hä sage moht!“), ermunterte den „Neuen“, für eine geplante Aufführung ein Lied zu schreiben. Und das tat er auch: Schön bruchste hück nit uszesinn war der Vorläufer des Liedes Hück trööte mer die ganze Naach, mit dem der knapp 30jährige sein Debüt im Karneval feierte. Bereits ein Jahr später gelang ihm in Zusammenarbeit mit dem Sparkassen-Angestellten Theo Steil mit Jede Stein en Kölle nicht nur ein Sessionshit, sondern auch eines jener Lieder, die für immer auf der „Ruhmestafel kölscher Unsterblichkeit“ verzeichnet sein werden.
Wie kein anderer vor ihm schildert er in Text und Musik die Geschichte der Stadt und ihrer Menschen: D’r Decke Pitter anlässlich des Deutschen Katholikentages 1956 und Wann dr Decke Pitter lügg anlässlich der 100-Jahr Feier zur Vollendung der Domtürme 1980, Kölle bei Naach, Et Zebingemännche, Et Poozeleed, Em Martinsveedel, Tünnes un Schäl, Wer einmol nur durch Kölle geiht. Er zeigt städtebauliche Entwicklungen auf – Et Foßgänger-Paradies, U-Bahn-Song, Die Drei-Täler-Fahrt – verweilt am Ostermann-Brunnen, am Lesermaat im Hännschen, am Karl-Berbuer-Brunnen im Severinsviertel, im Kölner Zoo, besucht ein Straßenfest und lässt den Ahle Kuschteiebaum im Vringsveedel erzählen.
Aber auch der Frohsinn kommt nicht zu kurz: Wann ahl Schöre brenne, Ich gläuv do häs en Eck avv, Wat e paar Bein, Och Verwandte dat sin Minsche, Wä uns nit schön fingk stehen hier stellvertretend für viele andere Lieder aus seiner Feder.
Auf einer seiner vielen Reisen als „Entwicklungshelfer in Kölsch“, die ihn zu den Weltausstellungen nach Vancouver in Kanada, Brisbane in Australien, nach Asien, Amerika, sowie nach Namibia führten, kommt ihm in glühender Sonne die Idee zu Et Rheinpanorama, einem seiner erfolgreichsten Lieder: „Luur ens vun Düx noh Kölle, vum Zauber bes do platt, em Dunkele, em Helle, wie schön es doch uns Stadt!“
64 mal ist er in den Annalen namhafter Karnevalsgesellschaften, sowie von Heimat- und Sportvereinen, deren Vereinslieder- und Märsche er zumeist textete und komponierte, als Ehrenmitglied verzeichnet, ihm wurde die „Goldene Maske des Stammtisch Kölner Karnevalisten“ verliehen, in Pulheim ist er „Ritter der Freude“, in Mönchengladbach erhielt er das „Goldene Spinnrad“, in Siegburg das „Goldene Herz“ und die Polizeigewerkschaft Köln dekorierte ihn mit dem „Poldi“. Höchste Auszeichnungen aber sind die „Goldene Ostermann-Medaille“ und die Tatsache, dass er sich ins „Goldenen Buch der Stadt Köln“ verewigen dürfte.
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